Wir in Steinheim


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Interview mit Dr. Karl-Heinz Leister


Dr. Karl-Heinz Leister

Der Vorstand des Ortsvereins besteht ja nicht nur aus dem Vorsitzenden und dessen Stellvertreter. Laut Satzung gehören auch ein Schriftführer, ein Kassierer und zwei Beisitzer dazu. Heute stellen wir einen der Beisitzer des Ortsvereins der SPD Steinheim/M. vor.

Guten Tag, Herr Dr. Leister, Sie sind jetzt auch schon einige Jahre in der SPD und im Ortsverein aktiv. Was hat Sie zur SPD geführt?

Seit ich das aktive Wahlrecht habe, d.h. seit etwa 52 Jahren, wähle ich die SPD, weil diese Partei meinen politischen Vorstellungen am nächsten kommt. Ein Auslöser war, so meine ich mich erinnern zu können, die Einführung der Rente für Kriegerwitwen, also für meine Großmutter, nach dem Bundesversorgungsgesetz in den 1960er Jahren, also in der Zeit, in der mir politische Entscheidungen bewusst wurden. In die SPD eingetreten bin ich erst mit dem 1.5.2015 und stellte mich dann bei der nächsten Vorstandswahl als Beisitzer Im Ortsverein zur Verfügung.

Wo und wann sind Sie geboren?

Ich bin im Jahr 1950 in Fulda geboren und wuchs dann in der jetzigen Gemeinde Sinntal am östlichen Ende des Main-Kinzig-Kreises auf.

Seit wann wohnen Sie in Steinheim?

Wir zogen 1987 nach Steinheim. Das war berufsbedingt; ich brauchte mehr Zeit für unsere Familie und vermied mit dem Umzug lange tägliche Fahrtzeiten.

Welche Schulen haben Sie besucht?

Ich habe am Ulrich-von-Hutten Gymnasium in Schlüchtern Abitur gemacht.

Und wie ging es danach weiter?

Damals galt noch die Wehrpflicht. Zwei Wochen nach Aushändigung des Reifezeugnisses musste ich zur Bundeswehr – damit verbinden mich keine schönen Erinnerungen.

Etwa 15 Monate später begann ich mein Studium der Physik an der Justus-Liebig-Universität in Gießen und machte im Frühjahr 1976 mein Diplom im Fach Physik. Kurz danach heirateten meine Frau und ich.

Daran schlossen sich zwei Phasen als wissenschaftlicher Mitarbeiter an: Zunächst an der TH (jetzt TU) Darmstadt, wo ich im Fachbereich Maschinenbau promoviert wurde, und danach an der Universität Mainz. In dieser Zeit bekamen wir auch unsere beiden Kinder.

Seit Mitte der 1980er Jahre arbeitete ich in der Industrie bevorzugt im Bereich Vakuumtechnik, aber auch in der Solartechnik. Meine Aufgaben lagen im Vertrieb, dem Projektmanagement, der technischen und kommerziellen Beratung von Auslandsvertretungen. Ich war sehr oft im Ausland unterwegs, vor allem in Osteuropa, Westeuropa und Ostasien. Seit 2015 bin ich nun Rentner.

Was Sie zur SPD geführt?

Wie schon gesagt: Frühe Erfahrungen mit der sozialen Versorgung von Benachteiligten und dem Eintreten der SPD für diese Personengruppen waren wohl Auslöser, die SPD zu wählen. Dann haben mich allerdings Personen wie Willy Brandt und Helmut Schmidt begeistert. Herbert Wehner etwas weniger – der war mir damals zu polterig. Heute fehlt mir aber eine solche Persönlichkeit in der SPD. In die SPD eingetreten bin ich allerdings erst nach meiner Verrentung im Jahr 2015, und habe mich dann auch bald im SPD-Ortsverein Steinheim engagiert. Ich hatte ja jetzt mehr Zeit und wollte mich auch politisch und sozial engagieren.

Waren Sie dann gleich im Ortsverein aktiv?

Ja, wie gesagt, relativ bald nach meinem Beitritt zur SPD.

Wann wurden Sie in den Vorstand gewählt?

Das muss im Jahr 2016 gewesen sein – also gleich bei der ersten Vorstandswahl nach meinem Beitritt.

Was möchten Sie für die Steinheimer Bevölkerung erreichen?

Für mich ist es wichtig, dass Steinheimer sich Hanau zugehörig fühlen. Als Zugezogener nehme ich immer noch Vorbehalte und Distanz wahr. Klar, die lange Historie von Steinheim als selbständige Stadt prägte und prägt die alteingesessene Bevölkerung – und 700 Jahre Stadtrechte haben Auswirkungen. Wir leben aber in einer Zeit, in der wir in größeren Bereichen denken und agieren müssen: Wir gehören zum Rhein-Main-Gebiet; unser Verkehrsverbund ist der RMV, Verkehr und hohe Bevölkerungsdichte haben ihre Auswirkungen auch in Steinheim. Da wiegen 100.000 Einwohner mehr als 10% davon.

Die Bürger Hanaus und auch des Stadtteils Steinheims kommen aus verschiedenen Regionen dieser Welt, und wir müssen alles tun, um gut miteinander auszukommen. Da ist Solidarität gefordert – jeden Tag. Das ist ein Motto der SPD.

In welchen Gremien sind Sie außerdem tätig?

Noch vor meiner Verrentung ließ ich mich als „Willkommenslotse“ ausbilden, gerade rechtzeitig vor der Zeit, als viele Menschen aus Eritrea, Afghanistan, Syrien und anderen Ländern hier ankamen. Unter dem Dach von „Hanau engagiert“ helfe ich seit dieser Zeit, dass Menschen in der Gemeinschaftsunterkunft Sportsfield unterkommen und heimisch werden können.  In der Ökumenischen Flüchtlingshilfe Steinheim (ÖFS) unterstützen wir Geflüchtete, die eine Unterkunft, eine Wohnung im Stadtteil Steinheim gefunden haben.

In der Initiative „Menschen in Hanau“ bin ich seit dem Event „Demokratie-RAUM“ im vergangenen September intensiv tätig. Hier geht es mir um Demokratie von unten und ein besseres Miteinander in unserer Stadtgesellschaft.

Wo drückt in Steinheim aus Ihrer Erfahrung der Schuh am meisten?

Wir haben auch in Steinheim einen gravierenden Mangel an Kindergarten- und Hortplätzen. Das ist besonders nachteilig für Alleinerziehende, Familien mit anderen Muttersprachen als Deutsch und berufstätige Paare. Hier fehlen Fachkräfte und Räume – beides ein allgemein bekanntes und nicht auf Steinheim begrenztes Problem.

Die Anbindung von Steinheim an die Hanauer Innenstadt über Radwege ist schlecht organisiert. Es gibt zu viele gefährliche und unübersichtliche Stellen auf den derzeit genutzten Wegen. Ähnlich ist es mit der Radverbindung nach Kleinauheim.

Sommers wird über die schlechte Qualität des Altmainarms geklagt und die Einleitung von verschmutztem Wasser aus dem Hellenbach. Hier wird seit Jahren diskutiert und eine Lösung ist nicht in Sicht.

Wir haben Wohnungsmangel im gesamten Rhein-Main-Gebiet. Andererseits gibt es viele Leerstände oder Unterbelegungen von Privatwohnungen. Das sind einerseits zwar private Angelegenheiten, andererseits wird von der Stadt die Bereitstellung von bezahlbarem Wohnraum gefordert. Hier wäre mehr Solidarität angebracht.

Fühlen Sie sich im SPD Ortsverein Steinheim wohl?

Das kann ich voll und ganz bejahen. Wir haben eine gute Mischung aus Alteingesessenen und Zugezogenen, älteren und jüngeren Menschen. Das macht die Diskussionen interessant. Unsere Veranstaltungen für die Öffentlichkeit kommen gut an. Jedes Mitglied trägt seinen Teil zum Gelingen bei. Das ist gelebte Solidarität

 
 

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